Der Abschluss ist in greifbarer Nähe – und dann? Für alle, die eine Selbstständigkeit in Betracht ziehen, bot diese Lernagentur Raum zur Verwirklichung.
Lernagentur "Startup-Marketing & Kommunikation"
6. Semester, 2017
Prof. Dr. Thomas Pleil & Jan-Kristian Jessen
Onlinekommunikation
Im Sommersemester 2017 wurde im Studiengang Onlinekommunikation im Rahmen der dritten Lernagentur der Kurs „Startup-Kommunikation und Marketing“ angeboten. Betreut wurde das Modul von Prof. Dr. Pleil, der selbst in früheren Jahren selbstständig war, und Jan-Kristian Jessen, dem als Gründer der Darmstädter Agentur „quäntchen + glück“ das Startup-Feeling bestens bekannt ist. In der Lernagentur wurden nicht nur bestehende Gründungen optimiert, sondern auch Neugründungen geplant und mögliche Projekte durchgespielt – und zwar in ganz unterschiedlichen Bereichen.
Aller Anfang ist schwer
Eine der Teilnehmerinnen war Johanna Herz*, die gemeinsam mit ihrem Partner über eine reale Existenzgründung nachdenkt. „Jeder um einen herum kann etwas, gründet kurzerhand ein Unternehmen und verdient auch noch Geld damit. Der Gedanke, der einem dabei in den Kopf schießt ist, das können wir auch!“ beschreibt sie die Motivation hinter der Gründung. Dabei definiert sie einen iterativen Prozess, der vom Machen und auf die Fresse fliegen, vom Brainstormen und Sprechen und wieder Neuanfangen handelt, und der vor allem eins abverlangt: Disziplin.
Ähnlich ging es in den letzten Monaten auch der Studentin Aylin Güvenir. „Die Lernagentur hat mir Raum zur Selbstverwirklichung gegeben. Ich habe meine eigenen Kompetenzen reflektieren dürfen und ein Freelancer Starter Kit mit einer eigenen Geschäftsidee, einem Businessplan, einer guten Rechnungsvorlage und dem Webseitenlayout für ein Online-Portfolio erstellt.“ schildert sie ihren ganz persönlichen Weg in diesem Semester.
Auch Jens Damm wollte die Zeit zwischen April und Juli nutzen, sich über die Gründung eines Fintech-Startups klar zu werden. „Von der ersten Idee zu einem halbwegs funktionsfähigen Startup ist es ein ziemlich weiter weg.“ lacht er. Um auf diesen Weg zumindest zum Teil weiterzukommen, beschäftigte sich der Student mit dem Lean Canvas Businessmodell, um seine ersten Ideen auf Papier zu bringen und führte anschließend verschiedenen Analysen sowie eine quantitative Umfrage durch. „Es war eine sehr tolle Erfahrung und brachte kritische Einwände mit sich, die mich in meinem Projekt auf jeden Fall weitergebracht haben.“
Paul Robertz hat den Schritt zur Gründung während des Kurses sogar wirklich gewagt. „Ich gründete ein Einzelunternehmen mit der Intention, Social Media Beratung und Community-Aufbau für Kreative anzubieten.“, beschreibt er sein Geschäftsmodell. Hierfür informierte sich der Student vor allem über mögliche Fördermittel und fand diese auch. „Das kompetente Coaching der Dozenten und das Hand-in-Hand-Arbeiten mit den Kommilitonen verlieh diesem Kurs zusätzlich einen großen Mehrwert.”, kann Paul positiv auf die Lernagentur-Zeit zurückblicken.
In der Gruppe zum Gründungs-Erfolg
Während viele in dieser Lernagentur an ihrem ganz persönlichen Projekt gearbeitet haben, hat sich die Onlinekommunikations-Studentin Charlotte mit einigen Freunden zusammengetan und an der Idee für eine Vereinsgründung gefeilt. Zunächst stand die Frage im Raum, was sie im Bungalow e.V. überhaupt machen wollten – denn geplant war einiges. „Irgendwas mit Kultur“ soll es sein. „Aber es ist sehr schwierig, sich ein klares Konzept auszudenken, weil wir so vieles machen wollen“, lacht die Studentin. Auch wenn die Gruppe den Schritt der tatsächlichen Gründung noch nicht gegangen ist, so sind sie ihrem Ziel doch einen Schritt nähergekommen: „Wir haben einen Plan!“ zieht die vielleicht Bald-Gründerin ein positives Fazit.
Ebenfalls gemeinsam haben sich die drei Onlinekommunikations-Studentinnen Alina Drewitz, Milena Gau, Elisabeth Riehle an das „Team Schulwebseiten“ gewagt.
„Wir wollten moderne und nutzerfreundliche Webseiten auf Basis eines einfach zu bedienenden Content Management Systems für weiterführende Schulen gestalten“, erzählt Alina. Um herauszufinden, wie diese Idee bei Lehrern, Schulleitern, Schülern und deren Eltern ankommt, haben die drei vor allem zahlreiche Experteninterviews durchgeführt. „Es wurde uns schnell klar, dass das Interesse an einem solchen Angebot sehr gering ist. Deshalb haben wir uns schließlich dazu entschlossen, das Projekt an den Nagel zu hängen.“, erklärt Milena. Trotz des Rückschlages können sich die drei Studierenden vorstellen, irgendwann gemeinsam ein richtiges Startup zu gründen.
Kreativ und hilfreich zugleich ging es beim Zweiergespann Sven Zühlsdorf und Florian Schildwächter zu: „Workshops und Kreativmethoden, jeder hat schon einmal etwas davon gehört und bestimmt auch schon das ein oder andere mal angewandt. Aber wie funktioniert das eigentlich richtig, worauf sollte man achten und ist das nicht eigentlich etwas, das man im Studium viel häufiger anwenden könnte?“ Diese Fragen haben sich die beiden im Rahmen der Lernagentur gestellt und mit Hilfe von Umfragen, Workshops und Methoden ein Konzept samt Prototypen in Form einer Website entwickelt. Sie dient als Wegweiser, Studierenden und Dozenten dabei zu helfen, in Workshops und Methoden richtig einzusteigen und diese erfolgreich umzusetzen.
Mit klaren Konzepten bestehende Projekte optimieren
Am Anfang der Lernagentur war Betty de Kartzow bereits einen Schritt weiter. Sie hatte sich Ende 2016 mit sechs Künstlerinnen zusammengetan und ein Kollektiv gründete: P.Connection. Innerhalb der Lernagentur hat sie für ihr Herzensprojekt viel erreicht, erzählt sie. „Es wurde die Ausrichtung des Kollektivs ausgearbeitet und anhand eines Manifestes niedergeschrieben. Daneben wurden diverse Social Media Accounts ins Leben gerufen sowie eine Webseite, die Corporate Identity entwickelt und die Organisation einer Ausstellung ins Rollen gebracht.“ In der Lernagentur fand die Studentin vor allem die ausgeprägt Feedbackkultur sowie die gegenseitige Inspiration und Förderung innerhalb der Gruppe toll.
Über den Schritt der Gründung waren auch die drei Studierenden Jannik Bork, Tobias Lübke und Christoph Rüppel bereits hinaus. Seit April 2016 bieten die drei mit der CONTXT Online-Marketing GbR wirkungsvolles Online-Marketing für mittelständische und große Unternehmen an. „Zwischen Kundenaufträgen und dem Unialltag kommt das eigene Marketing einer Agentur häufig zu kurz.“, erklärt Gründer Tobias. Die Gruppe um CONTXT nutzte die Lernagentur deswegen dafür, ein eigenes Content-Marketing-Konzept für den Unternehmensblog zu entwickeln und bestehende Analysen neu zu hinterfragen – und hinterfragen zu lassen.
Ähnlich ging es auch Miriam Ott, der Frau hinter dem kleinen Unternehmen mioMEDIEN. Die Studentin ist bereits seit Sommer 2015 als Freelancerin in den Bereichen Fotografie, Video und Marketing selbstständig und konnte daher bereits auf einige umgesetzte Projekte und Erfahrungen zurückblicken. „Mir hat die Lernagentur trotz meiner fortgeschrittenen Selbstständigkeit sehr geholfen, da ich zahlreiche Analysen, Experteninterviews und Umfragen durchgeführt habe, die mir viele neue Erkenntnisse gebracht haben.“ Der Kurs habe die Studentin zusätzlich bestärkt, über eine langfristige Selbstständigkeit nach dem Abschluss nachzudenken.
Viele Projekte wurden angefangen, fortgeführt und optimiert und dabei noch mehr Erkenntnisse rund um das Thema Gründung und Selbstständigkeit erlangt – die Studierenden der dritten Lernagentur „Startup Kommunikation und Marketing“ ziehen deshalb ein durchweg positives Fazit und sind mit dem Wissen und den Erfahrungen der letzten drei Monate gut auf den Weg der Existenzgründung vorbereitet.
Header-Foto: Alina Drewitz
Artikel: Miriam Ott
*Name auf Anfrage pseudonymisiert (Steven Wolf, 08.05.2020)