Auf dem Grund der Weltmeere befinden sich Schätzungen zu Folge über 8500 Schiffwracks aus vergangenen Kriegen...
Ein Studienprojekt von Thimo Kießlich, Mitchel Kalkenings, Oskar Braun und Quang Vinh Vo
4. Semester, 2022
Prof. Dr. Lars Rademacher, Volker Gaßner, Claudia Sommer
Onlinekommunikation
Wer kennt sie nicht, Bilder und Filmaufnahmen idyllisch anmutender Wracks, auf denen Korallen wachsen und bunte Fische und Haie ihre Runden ziehen. Als sicherer Rückzug für das maritime Leben und Kulisse für Hobbytaucher dienen jedoch nur wenige davon. Mehr als 6500 dieser Wracks stammen aus Zeiten des zweiten Weltkrieges und sind gefüllt mit Öl und Munition. Die Schätzungen zur Menge des mit den Schiffen versunkenen Öls gehen weit auseinander. Die Rede ist von 2,5 bis 20 Millionen Tonnen. Eine kleine Hilfe zur Einordnung dieser gigantischen Zahl: Die ausgetretene Ölmenge der Deepwater Horizon Katastrophe aus dem Jahr 2010 betrug etwa 1,1 Millionen Tonnen. Diese Katastrophe kostete 5000 Meeressäuger, 1.000.000 Vögel und rund 85% der Fischpopulation in diesen Gewässern das Leben.
An all den versunkenen Schiffen nagt unerbittlich der Zahn der Zeit oder präziser: Rost. Nach mindestens 70 Jahren auf dem Grund salziger Meere, drohen die Wracks ihre lebensgefährliche Fracht in naher Zukunft in die Meere freizugeben.
Diese Aussicht allein wäre Grund genug für große Sorge, doch handelt es sich, wie beschrieben, bei einem Großteil der Schiffe um Kriegsschiffe. Kriegsschiffe, die mit ihrem Zweck entsprechenden Waffen beladen sind. Munition, chemische Kampfstoffe und Sprengstoffe wie TNT stellen eine explosive Gefahr für das Leben über und unter Wasser dar und gelangen schon heute unkontrolliert in die Meere.
Wer glaubt, dieses Problem betreffe nur weit entfernte Bereiche unseres Planeten irrt. Auf dem Meeresgrund der Ost- und Nordsee liegen derzeit rund 2500 Schiffswracks und etwa 5000 Tonnen chemischer Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, die gefährliche Mengen an Giftstoffen enthalten. Wenn in den nächsten Jahren nichts unternommen wird, ist nicht nur die biologische Artenvielfalt vom Aussterben bedroht, sondern auch die traditionellen Badeorte, die vielen Menschen am Herzen liegen.
Die erste Aufgabe unserer Campaigning Lernagentur bestand darin, uns für ein Thema zu entscheiden, das uns wirklich wütend macht. Gesucht, gefunden. Und allein, dass wir nach diesem Thema suchen mussten und nicht bereits darüber informiert waren, war Grund genug, unsere fiktive NGO zu gründen.
Clear Coasts Deutschland
Als Clean Coasts Deutschland haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein zu schärfen, kurzfristig die Risikoklassifizierung der Wracks zu initiieren und langfristig mit Hilfe von Umweltministerin Steffi Lemke einen Gesetzesentwurf auf den Weg zu bringen, der die Verantwortung für die Bergung der Wracks eindeutig klärt und durchsetzt. Als Druckmittel wollen wir mit kritisch ansprechenden Bildern und Aktionen in der Öffentlichkeit sowie mit wissenschaftlichen Daten & Statistiken unserer Partner-NGOs und Verbände die Dringlichkeit des Problems verdeutlichen.
Mit Steffi Lemke, der aktuellen Umweltministerin und Mitglied der Grünen, war unser Kampagnengegner schnell gefunden. Jedoch waren wir uns sicher, dass für die kostspielige Behebung eines seit Jahrzehnten ignorierten Problems mehr nötig sein würde als ein freundlicher Brief einer einzigen NGO. Daher nahmen wir vorerst eine andere Zielgruppe ins Visier. Die Öffentlichkeit.
Aber wie schafft man Aufmerksamkeit für eine Gefahr, die sich viele Meter unter der Meeresoberfläche versteckt?
- Mit Photoshop und Social Media
(Bilder Social Media)
- Mit Aktionen oberhalb der Meeresoberfläche
Klar, wir können nicht einfach das Meer abpumpen und Wanderungen zu besagten Wracks veranstalten. Aber wir können darauf vorbereiten, wie das Leben ohne Zugang zum Meer wohl sein könnte.
Strandtag: Mit einer von uns organisierten und als Demonstration angemeldeten Aktion vor dem Bundestag möchten wir jungen Partyfreunden geben, was schon bald nicht mehr möglich sein könnte. Eine ausgelassene Strandparty. Mit Sangria, Musik, Sonnenschirmen, Flugblättern über eine düstere Zukunft, Infoständen und allem was dazu gehört. Sich informieren soll ja auch Spaß machen und eine bittere Pille verabreicht man bekanntlich am besten mit viel Flüssigkeit
Zutrittsverbot: Häufig merkt man erst, wie wichtig etwas ist, wenn es einem genommen wird. Wir können und wollen niemandem den Strand nehmen, ihn aber zumindest kurzfristig absperren. Mit Absperrband und eindeutigen Plakaten möchten wir einen Vorgeschmack darauf geben, was schon bald Realität sein könnte: Strände als gesperrte Krisengebiete. QR Codes leiten auf unsere Seite, wo enttäuschte Badegäste alle Informationen zum Problem und unserer Kampagne finden können. Und wo sich ausreichend Menschen beklagen, ist meist auch die Presse nicht weit.
Paradebeispiel: Wir können allein nicht alle Schiffe aus den Meeren holen. Mit Sicherheit finden wir aber eines, das sich bergen und transportieren lässt und im Regierungsviertel als Beispiel für 2500 weitere dienen kann. Ein Problem bekämpft sich einfach leichter, wenn man es sehen kann und wenn auch die Regierung nicht wegsehen kann. Zudem eignet sich so ein Schiffswrack an Land auch hervorragend als Bildmotiv für Social Media. #meerbomben nicht vergessen.
Als unseren größten Hebel gegen das Wegsehen betrachten wir den Druck der Öffentlichkeit. Diesen möchten wir nutzen und durch eine Petition unterstreichen um die Meere, wie wir sie kennenlernen durften, auch künftigen Generationen zu erhalten.
Weiterführende Links
- Historisches Schiffswrack in der Nordsee gefunden
- Mittelmeer: Über 30 Abfall-Schiffe versenkt
- Welches Recht gilt für Fragen des Eigentums, der Beseitigung und der Haftung?
- Kleine Anfrage der Abgeordneten Olaf in der Beek, Frank Sitta, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP