Digitale Kompetenzen lernen – geht das? Ein Stadtlabor für die Bürger Darmstadts soll das möglich machen. Dafür hat die Gruppe ein Playbook entwickelt.
Ein Projekt von acht Studentinnen der PR-Lernagentur
4. Semester, 2018
Prof. Dr. Thomas Pleil und Tobias Reitz
Onlinekommunikation
Das Briefing
Der Startschuss für unser Projekt Stadtlabor fiel Mitte April. Nach dem Briefing von unseren Dozenten Prof. Dr. Thomas Pleil und Tobias Reitz fand wenig später ein Treffen mit Frau Jung-Kroh von der Stadt Darmstadt statt, die dort für die Bürgerbeteiligung zuständig ist.
Das Thema Digitalisierung löst in der Gesellschaft unterschiedliche Assoziationen aus – von Angst bis hin zu einer vollkommenen Akzeptanz ist alles vertreten. Dementsprechend sind auch die Kompetenz-Ist-Stände in der Bevölkerung sehr unterschiedlich. Sich dem Thema anzunehmen, die Vor- und Nachteile davon zu erkennen und entsprechend zu nutzen, stellt einen wesentlichen Teil für die Teilhabe an Demokratie, Arbeit und Zivilgesellschaft dar. Das 2017 zur Digitalstadt gekürte Darmstadt soll künftig eine Anlaufstelle erhalten, in der sich alle Bürger zu dem Thema Digitalisierung informieren und austauschen und dabei ihre eigenen Kompetenzen in diesem Gebiet erweitern, aber auch mit anderen teilen können.
Ziel unserer Gruppenarbeit war es nun, für eben diesen (physischen oder nicht-physischen) Ort ein sogenanntes „Playbook“ zu entwickeln. Dies sollte Vorschläge und konkrete Maßnahmen beinhalten, mit denen man ein Stadtlabor aufbauen und bespielen könnte und erklären, was die Marke Stadtlabor ausmacht und wofür sie steht. Die Herausforderung war hierbei vor allem, dass es sich um ein sehr offenes Projekt handelte und wir viele Freiräume für die Gestaltung des Stadtlabors hatten.
Am Anfang war die Analyse
Um das Thema für uns selbst erst einmal greifbarer zu machen, war es wichtig, Informationen zu beschaffen. Das bedeutete: Recherche, Recherche, Recherche. Wir setzten uns mit vergleichbaren Projekten und Lösungsvorschlägen auseinander, recherchierten Modelle zur digitalen Kompetenz, wie die Web Literacy Map von Mozilla, und wälzten verschiedene Studien. Anschließend führten Teile der Gruppe mehrere Interviews durch: Zum einen mit der großen Zielgruppe, den Bürgern Darmstadts, und zum anderen mit Experten aus dem Gebiet digitaler Kernkompetenzen. Was wir aber außerdem unter die Lupe nahmen, waren Playbooks wie das Digital Innovation Playbook und wie diese grundsätzlich aufgebaut sind. Daraus erschlossen wir uns einen ungefähren Aufbau und nutzten dieses Wissen für uns.
Crazy Methoden helfen bei der Entwicklung unserer Ideen
Nach viel Input galt es nun, die vielen Ideen, die sich mittlerweile in unseren Köpfen angesammelt hatten, zu sortieren. Da sich unsere Lernagentur am Modell des Design Sprints orientierte, bekamen wir von unseren Dozenten immer wieder hilfreiche Methoden an die Hand, die wir dabei nutzen konnten (z. B. Crazy 8 mit Dot Voting oder Proposition Flyer). Wir setzten unsere Prioritäten auf verschiedene Faktoren und konzentrierten uns zunächst auf die von uns finalisierte Zielgruppe des Stadtlabors: die Bürger Darmstadts, die sich im Stadtlabor Fähigkeiten zu digitalen Themen gemäß ihres Wissensstands aneignen können. Da wir früh feststellten, dass man schwer eine Einteilung nach demografischen Merkmalen vornehmen konnte, orientierten wir uns an der Einteilung des D21-Digital-Index, der die deutsche Gesellschaft in drei Teile splittet: die digitalen Vorreiter, die digital Mithaltenden und die digital Abseitsstehenden. Wir dachten anschließend unsere ersten Veranstaltungsideen des Stadtlabors für die verschiedenen Zielgruppen weiter.
Nochmal einen Schritt zurück
Dabei haben wir aber etwas das große Ganze aus den Augen verloren: Das Playbook und mit was es gefüllt werden sollte. Wir gingen also nochmal einen Schritt zurück und lösten uns von dem Blick, der nur auf zukünftige Teilnehmer des Stadtlabors ausgerichtet war. Wir führten eine Customer Journey aus Sicht einer Person durch, die von dem Stadtlabor erfährt und dort ihr Wissen weitergeben möchte. Wie wird diese auf das Stadtlabor aufmerksam? Wie teilt sie ihr Wissen mit anderen? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Die Customer Journey aus der Event-Ausrichter-Perspektive brachte uns wertvolle Erkenntnisse und ersten Rohfassungen von Dokumenten – sogenannten Prototypen – die es später so im Stadtlabor tatsächlich geben kann.
Das Manifest als Herzstück des Playbooks
Was einen wesentlichen Teil des Playbooks ausmacht und was während der gesamten Projektarbeit laufend angepasst wurde, ist das Manifest. Darin sind die Werte des Stadtlabors festgehalten, an welchen sich die Arbeit im Stadtlabor orientieren soll. Es beschreibt, was die Sache im Kern ausmacht und warum es eine solche Einrichtung geben soll. Das haben wir in einem „ABC des Stadtlabors“ gemeinsam mit der Ziel- und Wertvorstellung und einer Tonalität ausformuliert. Das Manifest war auch für unser Team wichtig, damit wir uns klar darüber werden konnten was das Stadtlabor ausmacht, da es ja in dieser Form bisher noch nicht existierte.
Auf der Zielgeraden
Wir haben also während dieses Semesters einiges erarbeitet – bevor das endgültige Playbook erstellt wurde, führten wir mit ausgewählten Prototypen Testings bei der Zielgruppe durch. Hierzu nahmen wir nochmal Kontakt mit einigen Experten auf. Dadurch kamen wir zu wertvollen Erkenntnissen, wie zum Beispiel, dass ein Blick von außen bei der Erstellung von Konzepten durchaus hilfreich sein kann.
Unsere endgültigen Ergebnisse wurden nun in das Playbook gepackt, das als Orientierungshilfe für die Verantwortlichen des Stadtlabors und die Event-Ausrichter für den Start und die Umsetzung des Projekts dienen soll. Am Ende des Semesters haben wir aus einer ziemlich offenen Aufgabenstellung ein fertiges Produkt entwickelt. Wir hoffen, dass wir durch diesen Beitrag, die Akzeptanz und die Potenziale der Digitalisierung in unserer Gesellschaft ein Stück voranbringen können.