Kommunikation im Sport heute
Spannende Referenten zum Abschluss des Seminars „Sportkommunikation“: begrüßt wurden Thomas Berthold, Markus Schollmeyer und Florian Ulrich
Ein Beitrag von Anne-Kathrin Berg, Fotos: Steven Wolf
Donnerstag, 29. November 2018
Onlinekommunikation
Was haben Fußballweltmeister Thomas Berthold, Gerechtigkeitsforscher Markus Schollmeyer und Sportfotograf Florian Ulrich gemeinsam? Alle diskutierten bei uns am Mediencampus über „Profi-Kommunikation im Sport“. Es ging um Autonomie und Macht von Vereinen und Spielern, um Fairness im Spitzensport und darum, was alles „Kunst und Handwerk der Sportfotografie“ ausmachen. Lebensnah und praxisrelevant – so könnte man die Diskussionsvorträge beschreiben.
Laut Thomas Berthold gibt es ein deutliches FRÜHER und HEUTE der Sportkommunikation. Gerade was Medien- und Kameratrainings angeht sei man inzwischen viel weiter. Allerdings sorgten die professionellen Medienberater der Spieler auch dafür, dass Ecken und Kanten gleichgemacht und Statements regelrecht austauschbar würden. Journalisten dürften zudem inzwischen weniger kritisch nachhaken, da Agenturen ihnen sonst zukünftige Interviews blockierten. Ein weiteres Dilemma: „Auf der einen Seite schreit es überall nach persönlichen Geschichten, auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wieviel Persönlichkeit lässt man zu – als Verein, als Berater, als Gesellschaft?“ Berthold selbst hatte zu seiner aktiven Zeit keinen Berater.
Zwischen Spannungsfeldern bewegte sich auch der Vortrag von Markus Schollmeyer. Es ging unter anderem um die Frage, inwieweit sich Ethik und (Un-)gerechtigkeitsempfinden mit knallharten Sport-Geschäftsmodellen vereinbaren ließen. Schollmeyers These: „Sport, der sich immer weiter kapitalisiert, geht kaputt.“ Er plädierte daher für eine sozialere „Sport-Marktwirtschaft“ und nannte die Fairnessparameter: „Demokratie, Gleichheit, Pressefreiheit, keine Deals und Freiheit“. Geld und eine gewisse Kommerzialisierung seien per se nichts Schlechtes, die Frage sei allerdings: „Was passiert mit dem Geld und wo ist das Gleichgewicht?“ Auch Regeln und Werte sollten sich im Sport stets ergänzen und nicht ausschließen, so Schollmeyer.
Zu guter Letzt berichtete Florian Ulrich, auf was es bei visueller Sportkommunikation ankommt: Eye-Catcher und fesselnde Bilder seien natürlich wichtig, doch ebenso die Schnelligkeit. Denn gerade Torschüsse seien im Social-Media-Zeitalter blitzschnell an Redaktionen zu versenden. Neben klassischen Tipps zu Fotoeinstellungen verriet er auch, wie sich die persönliche Handschrift des Fotografen prägt und erlaubte Einblicke in seine freiberufliche Tätigkeit beim SV Darmstadt 98. Die Nähe zum Verein und zu den Spielern spiegelt sich sichtbar in seinen Bildern. Als Lilien-Fotograf ist Ulrich nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch bei Trainingslagern mit an Bord. Die wichtigste Zutat für ihn: Vertrauen. „Technik kaufen kann jeder, Talent ist ein wichtiger Faktor, aber was besonders zählt, sind die persönlichen Kontakte zu Menschen und das eigene Netzwerk.“