Leben wir in einer Bewertungsgesellschaft? Likes und Bewertungen im Netz sind wichtiger denn je, aber warum?
Ein Studienprojekt von Michelle Klee, Tuan Lai, Leon Pechar und Rebecca Schneider
4. Semester, 2016
Betreuender Dozent: Thomas Pleil
Onlinekommunikation
Bewertungen und Vorurteile begegnen uns kontinuierlich in unserem täglichen Leben und kennen dabei keine zeitlichen und räumlichen Grenzen – das heißt wir finden sie überall: In der Uni, beim Sport oder auf der Arbeit. Und das zu jeder Zeit. Mal mehr, mal weniger bewusst.
Warum uns das interessiert? Weil wir mit wenig Geld eine Kampagne entwerfen und planen wollten, die auf die Frage aufmerksam macht: Leben wir in einer Bewertungsgesellschaft?
Aber fangen wir von vorne an. Im Rahmen unserer Lernagentur “Low Budget PR” gründeten wir die Kommunikationsagentur Bobby Media und unser Team, bestehend aus Michelle K., Leon P., Rebecca S. und Tuan L. entschied sich für das Projekt “Awarenesskampagne zum Thema Bewertungsgesellschaft” für die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau e.V.
Was also war zu tun? Zuallererst fanden wir heraus, was “Bewertungsgesellschaft” überhaupt bedeutet. Und wen überrascht’s? Das Thema ist komplexer als gedacht. In einer Gesellschaft in der mehr und mehr online abläuft, sind Bewertungen öffentlicher denn je.
Jeder Mensch, der in Facebook angemeldet ist, sieht wie viele Likes und Kommentare die Bilder und Posts seiner Freunde und Bekannten bekommen. Gerade jüngere Menschen definieren und profilieren sich über eben diese Bewertungen Anderer. Was bei denen ausgelöst wird, die nicht “geliked” werden, und bei denen dieses “unbeliebt sein” dank dem Internet auch sehen kann, fragt sich fast niemand.
Das gleiche gilt für Produktbewertungen: Sind sie wirklich immer so toll wie sie erscheinen? Bei fast jedem Produkt das man online erwerben kann, wird auf Bewertungen geachtet. Der Fernseher auf Amazon hat nur drei von fünf möglichen Sternen? Der kommt mir aber nicht ins Haus – immer mehr Menschen verlassen sich auf Bewertungen mehr als auf eigene Erfahrungen oder die von Freunden. Das bis zu 30% der Bewertungen gefälscht sind, wissen die Meisten aber nicht. Produkte ohne Bewertungen verkaufen sich nicht, die Verkäufer sind also auf unsere Bewertungen angewiesen (solange sie diese nicht kaufen bzw. fälschen, was nicht unüblich ist).
Und so kamen wir zum Schluss: Bewertungen sind nicht immer schlecht, aber uns sollte bewusst sein, wie sie sich auf menschlicher und finanzieller Ebene auswirken und wie wir einen gesunden Umgang damit finden.
Nachdem uns die Problematik bewusst geworden ist, mussten wir erst einmal viele Fragen beantworten, um unsere Awarenesskampagne zu planen: Wie bringen wir dieses Thema an die Menschen? Wer ist überhaupt die Zielgruppe? Wie bereiten wir das Thema auf? Was wollen wir damit erreichen?
Wir entschieden uns, die Kampagne unter dem Namen und Hashtag #GibMirKeinenLike laufen zu lassen. Die Webseite www.gibmirkeinenlike.de ist der Dreh- und Angelpunkt der Kampagne. Hier wird rund um das Thema Bewertungsgesellschaft informiert und fast alle anderen Maßnahmen der Kampagne führen hier hin zurück. “Likes aber dalli” oder “Wieviel Produkt steckt in dir?” sind provokante Sprüche, die Aufmerksamkeit erzeugen und die Zielgruppe auf die Aufklärungswebseite führen. Und genau diese Sprüche sind auf all unseren Bannern, Plakaten, Stickern und Flyern wiederzufinden. Dazu komm eine Facebookseite, die ebenfalls provokante und nachdenklich machende Posts zu dem Thema veröffentlicht und eine Interviewreihe zu Online-Bewertungen, die auf der Webseite veröffentlicht wurde.
All das, zusammen mit einer Vortragsreihe zum Thema “Bewertungsgesellschaft” von unserem Auftraggeber, den Evangelischen Frauen, sind die Bestandteile der Awarenesskampagne. Dazu kommt, dass wir für unseren Kunden einen Facebook- und Twitterworkshop veranstalteten, bei dem wir das nötige Know-How vermittelten, damit die Evangelischen Frauen auch ohne unser Team in der Lage sind, die Kampagne weiter zu führen. Das kam beim Kunden natürlich super an und auch das gehört zu unseren Learnings: Organisation eines Workshops – Check!
Was haben wir uns in dieser Lernagentur angeeignet? Zum einen ganz viele Kenntnisse über das Planen und Ausführen einer Kampagne und über die Zusammenarbeit mit einem echten Kunden. Zum anderen aber auch sehr viel über uns selbst. Warum das? Weil wir im Laufe des Projekts gemerkt haben, das wir selbst mitten drin stecken.
Worin? In der Bewertungsgesellschaft natürlich!