Als Folge der Pandemie haben Hochschulen auf Online-Lehre umgestellt. Wir haben Umsetzung und Wahrnehmung der Change-Kommunikation der h_da untersucht.
Ein Forschungsprojekt von Mara-Lena Leinen, Lars Petry, Julian Scharlau und Philipp Hasselbach
6. Semester, 2021
Betreuende Lehrende: Anita Haak und Stefan Dobler
Onlinekommunikation
Herausforderung: Forschungsthema und Forschungsfrage
Im Zuge der Covid-19-Pandemie haben die Hochschulen in Deutschland die Präsenz- auf Online-Lehre umgestellt. Dieser Change-Prozess war unter anderem mit einem hohen Kommunikationsaufwand verbunden, durch den alle Beteiligten (Studierende, Lehrende & Management) stetig über die Veränderungen informiert wurden. Im Zuge dessen haben wir untersucht, wie Change-Kommunikation an der Hochschule Darmstadt stattgefunden hat und von den Beteiligten aufgenommen wurde. Hierzu wurden jeweils Studierende und Lehrende in einer quantitativen Online-Umfrage befragt.
Die ursprüngliche Fragestellung: „Dynaxibility – welche Rolle spielt die kommunikative Begleitung von Veränderungsprozessen in Unternehmen?“ konnten mir nach Rücksprache mit den Lehrenden anpassen. Für den Begriff Dynaxibility haben wir wenig aktuelle Quellen gefunden und haben uns deshalb mehr auf Change Management, Komplexität, Dynamik und die kommunikative Begleitung in Change-Prozessen konzentriert. Uns waren bei der Formulierung der Forschungsfrage ein aktueller Bezug und ein Zusammenhang mit unserer Hochschule besonders wichtig. Nach einer ausführlichen Literaturrecherche zum aktuellen Forschungsstand der relevanten Begriffe, haben wir folgende Forschungsfrage formuliert:
Change Management während der Corona-Pandemie: Wie beurteilen Studierende und Lehrende der Hochschule Darmstadt die Kommunikation des Change Prozesses hin zur digitalen Lehre?
Nach immer weiteren Litarturreviews konnten wir die Themen innerhalb der Gruppe aufteilen und eine Gliederung finalisieren und unsere Hypothesen formulieren:
Zwei gerichtete Unterschiedshypothesen:
1. Die Einstellung zu Online-Lehre ist nach dem Corona-Semester höher als vor dem Corona-Semester.
2. Der Wunsch nach Online-Lehre ist bei höheren Semestern ausgeprägter als bei unteren Semestern.
Drei Zusammenhangshypothesen:
3. Studenten, die oft von ihren Dozenten informiert wurden, wurden besser durch den Wandel zur Online-Lehre geführt.
4. Studenten, die öfter informiert wurden, haben sich besser informiert gefühlt.
5. Studenten, die sich untereinander ausgetauscht haben, haben sich besser informiert gefühlt.
Methode:
Hypothesen und Umfragen
Als Methode zur Datenerhebung haben wir uns für zwei quantitative Onlineumfragen entschieden. Die Fragen waren identisch. Mit der einen Umfrage haben wir die Studierenden befragt und mit der anderen wollten wir die Meinung der Lehrenden empirisch ermitteln.
Zur Durchführung haben wir mit dem hochschulinternen Tool „Unipark“ gearbeitet. Die Zugangsdaten erhaltet ihr auf Anfrage bei Frau Dr. Helferich. Zur Erstellung der Fragebögen haben wir mit drei unterschiedlichen Fragetypen gearbeitet: geschlossene Fragen, offene Fragen und demografische Fragen.
Bei den geschlossenen Fragen haben wir mit der Likert Skala gearbeitet: sehr gut, gut, eher gut, eher schlecht, schlecht und sehr schlecht. Eine Frage konnten die Teilnehmer außerdem mit ja oder nein beantworten. Bei der Frage: „Welche Hilfe hast du bei der Suche nach Informationen zur Umstellung auf die Online-Lehre in Anspruch genommen?“ haben wir verschiedene Antwortmöglichkeiten vorgegeben (z. B. Hochschule Website, Uni-Mail, Intranet usw.). Weitere geschlossene Fragen waren unter anderem: Wie gut wurden Studierende/Lehrende von der Hochschule informiert? Haben sich die Studierenden/Lehrenden gut betreut gefühlt? Wie fänden es die Studierenden/Lehrenden, wenn das Studium weiter online stattfindet? Mit der offenen Frage: „Was hat dir/ihnen bei der Kommunikation mit den Dozent*innen/Management während der Covid-19-Pandemie gefehlt?“ wollten wir den Teilnehmern die Chance geben nicht abgefragte Themen oder Probleme anzusprechen und auf diese Weise ein Stimmungsbild zu erhalten. Die Auswertung offener Fragen ist besonders zeitintensiv, weshalb wir er es bei einer belassen haben. Die fünf demografischen Fragen nach dem Alter, Semester, Geschlecht, Fachbereich und Anzahl der absolvierten Online-Semester haben die Umfragen abgeschlossen. Demografische Fragen eignen sich, um die Teilnehmer in selektierte Untergruppen zuzuordnen und Zusammenhänge zu finden.
Nach Veröffentlichung der Umfragen, haben wir über verschiedene Kanäle aktiv um Teilnehmer geworben: die Umfragen wurde über Frau Schaibles E-Mail-Verteiler, Slack-Channel und onkomm Whatsapp-Gruppen geteilt.
Ergebnisse: Statistik, Auswertung und Interpretation
Nachdem wir die Umfragen beendet hatten, mussten wir vor der Datenauswertung zunächst die Daten sichern und bereinigen, Variablen codieren und die Fragen grafisch visualisieren. Zur Auswertung der offenen Frage haben wir Antwortkategorien definiert und eine Wortwolke gebildet. Bei der Umfrage der Lehrenden haben leider nur elf Dozenten*innen teilgenommen, weshalb keine validen Daten ausgewertet werden konnten und wir die Ergebnisse nicht weiter analysiert haben. Die empirische Auswertung bei der Umfrage der Studierenden haben wir mithilfe von Geogebra umgesetzt. Dafür haben wir die Ergebnisse der Likert Skala quantifiziert und auf diese Weise die Korrelation zwischen den verschiedenen Fragen untersucht.
Wir zeigen euch unsere Vorgehensweise beispielhaft an einer Hypothese: „Die Einstellung zu Online-Lehre ist nach dem Corona-Semester höher als vor dem Corona-Semester.“ Dabei handelt es sich um eine gerichtete Unterschiedshypothese. Es wurde also davon ausgegangen, dass es einen Unterschied zwischen den beiden Variablen gibt. Die abhängige Variable ist in diesem Fall die Einstellung zur Online-Lehre und die unabhängige Variable ist der Zeitpunkt vor oder nach dem Corona-Semester. Die Hypothese wurde nicht bestätigt. Das Ergebnis ist signifikant und kann auf die Grundgesamtheit übertragen werden. Die Irrtumswahrscheinlichkeit ist sehr gering. Um eine valide Aussage über die Hypothese zu treffen, wurde ein Mittelwertvergleich durchgeführt. Dieser bot sich an, weil bei den entsprechenden Fragen Likert-Skalen als Antwortmöglichkeiten dienten. Likert-Skalen können dem Niveau der Ordinalskalen zugeordnet werden. In der Auswertung wurde klar, dass es sich bei dieser Hypothese nicht um eine t-Verteilung handelt. Sie nähert sich lediglich an diese Verteilung an. Der Vergleich verdeutlicht, dass die Hypothese widerlegt wurde und stattdessen die Alternativhypothese angenommen werden kann. Die Einstellung zur Online-Lehre ist demnach unter den Befragten vor dem Corona-Semester ausgeprägter gewesen als danach. Die statistische Auswertung hat zudem ergeben, dass dieses Ergebnis als signifikant einzustufen ist. Der P-Wert liegt in diesem Fall bei 0,0001. Die folgenden Statistiken haben wir euch am Ende des Artikels als Grafiken visualisiert.
Wir können an dieser Stelle nicht alle fünf Hypothesen ausführlich analysieren, wollen euch aber einen Eindruck von unseren wichtigsten Ergebnissen vermitteln. Weitere Ergebnisse waren unter anderem:
1. Die Studierenden wollen auf keinen Fall mehr rein virtuelle Semester
2. Der Wunsch nach virtuellen Semestern ist bei niedrigeren Semestern ausgeprägter
3. Die Studierenden haben sich währen der Online-Semester gut von den Lehrerenden betreut gefühlt.
Learnings: Herausforderungen und Tipps
Vor allem im theoretischen Teil hat uns die Thematik „korrektes Zitieren“ vor Herausforderungen gestellt. In den vergangenen Semestern wurden quasi keine wissenschaftlichen Arbeiten verlangt, weshalb wir wenig Erfahrung mit wissenschaftlichen Arbeiten hatten. Vor allem indirekte Zitate sollen die Quelle mehr inhaltlich zusammenfassen, als den Inhalt einfach nur in anderen Worten wiederzugeben. Durch die Coachings mit den Lehrenden konnten wir uns schnell verbessern und nutzen dieses Learning als Vorbereitung für den anstehenden Bachelor. Außerdem konnten wir, wie bereits erwähnt, die Umfrage der Lehrenden aufgrund mangelnder Teilnehmer nicht auswerten. Ebenfalls hatten wir öfters Probleme geeignete Quellen zu finden. Vor allem bei verschiedenen Theoriemodellen für Dynamik haben wir häufig nur Sekundärquellen gefunden, die wir im Rahmen der Hausarbeit nicht verwenden konnten.
Daraus leitet sich für euch bereits der erste Tipp ab. Wenn ihr eine Sekundärquelle nicht verwenden könnt, schaut in das Quellenverzeichnis und sucht nach den originalen Primärquellen. Auf diese Weise könnt ihr meistens eure inhaltlich relevanten Punkte doch noch verwenden. Außerdem empfehlen wir euch, euer eigenes Online-Umfragetool zu verwenden. Unipark hat zwar problemlos funktioniert, bietet jedoch komplexe Funktionen, die im Rahmen der Hausarbeit unnötig und überfordernd waren. Die Auswertung und Erstellung von Umfragen ist auch über andere Tools kostenlos möglich und wesentlich weniger komplex. Wir denken mit einem anderem Tool spart ihr euch Zeit und Nerven. Außerdem solltet ihr vorab mit den Lehrenden absprechen, wie viele Teilnehmer ihr mindestens erreichen müsst und wie und ob ihr das erreichen könnt. Bei der Erstellung der Gliederung hat es uns geholfen, bereits die Quellen den einzelnen Gliederungspunkten zuzuordnen. Auf diese Weise seht ihr, wo ihr eventuell noch Quellen benötigt und habt immer eine gute Übersicht. Bei der Erstellung der Fragen für den Fragebogen haben wir darauf geachtet, dass jede Frage mit einem theoretischen Modell aus dem Theorieteil zu begründen ist. Frage x/y ist relevant, weil Theorie x/y folgenden Aussage beweist oder widerlegt. Auf diese Weise habt ihr es einfacherer eure Ergebnisse im Kontext der bisherigen Forschung einzuordnen und richtig zu interpretieren.
Wir hoffen, ihr habt eine grobe Vorstellung von unserem Forschungsprojekt bekommen und einige Tipps oder Vorgehensweisen kennengelernt. Danke fürs Durchlesen und viel Erfolg im Studium wünschen euch Mara, Lars, Julian und Philipp!