Wissenschaftliches Arbeiten ist im Studium nicht das beliebteste Thema – wir haben es dennoch gewagt und viel dabei gelernt.
Forschungsprojekte der Lernagentur Corporate Learning
6. Semester, 2018
Prof. Dr. Martin Wessner und Dr. Robert Löw
Onlinekommunikation
Im sechsten Semester standen wieder drei Lernagenturen zur Auswahl. Das Thema aus dem Bereich Corporate Learning trug den Titel „Angewandte Forschung“. Für Onkomm-Studierende gibt es wohl spannendere Themen, die auf mehr kreative Arbeit schließen lassen.
Doch das letzte Semester naht, was für uns bedeutet, dass die Bachelorarbeit vor der Tür steht und wissenschaftliches Arbeiten unumgänglich wird. Zur Vorbereitung eignete sich diese Lernagentur also ideal. Nicht falsch verstehen: Auch wir Onkomms mussten im Studium natürlich zuvor schon wissenschaftlich arbeiten, trotzdem ist unser Studiengang eher praxisorientiert. In einem Umfang, wie in der Lernagentur haben wir noch nie wissenschaftlich gearbeitet.
Da wissenschaftliches Arbeiten den Ruf des „eingeschränkten Kreativitäts-Gebrauches“ hat, war es wenig verwunderlich, dass wir nur zehn Studierende in der Lernagentur waren.
Die Qual der Wahl bei der Themenauswahl
Bereits in der ersten Veranstaltung bildeten wir Zweier- und Dreier-Teams, die je ein eigenes Forschungsprojekt erarbeiten sollten. Am Ende des Projekts sollte jedes Team ein wissenschaftliches Paper ausgearbeitet haben, das auf einer internen Konferenz vorgestellt werden sollte. Zusätzlich sollten wir ein Poster mit den wichtigsten Forschungsergebnissen erstellen.
Das Thema des Projektes konnte jedes Team frei wählen – einzige Voraussetzung: es musste mit Corporate Learning zu tun haben. Wir konnten bei der Themenfindung also doch (ein wenig) kreativ werden 😉 Allerdings war das in diesem Fall gar nicht so von Vorteil wie wir dachten. Wenn man zu viel Auswahl hat, ist es manchmal schwer sich zu entscheiden. Wie schwer die Themenfindung dann wirklich war, merkten wir in den darauffolgenden Veranstaltungen bei der Konkretisierung hin zu einer Forschungsfrage. Rückblickend waren sich alle Teams einig, dass die Erstellung der Forschungsfrage wohl mit das Schwierigste, aber auch Wichtigste, am ganzen Projekt war. Es muss sich festgelegt werden: Was genau wollen wir untersuchen?
Was sich einfach anhört, ist in der Praxis gar nicht so leicht umzusetzen. Jeder von uns hat sich durch Literatur und Studien gewälzt, da sichergestellt werden musste, dass wir mit den Projekten Forschungslücken adressieren. Durch die Literaturrecherche legten wir zudem die Basis für den theoretischen Rahmen der Arbeit: Ohne Belegung durch Quellen keine wissenschaftliche Arbeit.
Aufatmen und durchstarten
Nach einigem Kopfzerbrechen und ein paar Veranstaltungen später hat jedes Team es dann aber geschafft, seine Forschungsfrage aussagekräftig zu formulieren. Hier eine kurze Zusammenfassung unserer jeweiligen Themen:
Das erste Team beschäftigte sich mit der Eignung von Slack in Lernagenturen.
Das zweite Team erforschte Lernvideos im Sport.
Das dritte Team analysierte die geringe Beteiligung an einer Weiterbildung innerhalb einer Agentur.
Das vierte Team untersuchte den Zusammenhang zwischen E-Learning und Unternehmensgröße.
Die Bearbeitungs-Achterbahnfahrt
Da die Themen sehr unterschiedlich waren, sah jede Bearbeitung in den Teams dementsprechend auch anders aus. Während der Präsenzveranstaltungen haben uns die Dozenten Input zum wissenschaftlichen Arbeiten und alles, was damit zu tun hat, gegeben. Wenn wir spezielle Themenwünsche oder individuellen Bedarf an Informationen hatten, konnten wir dies äußern und bekamen entsprechend Unterstützung. Die meiste Zeit innerhalb der Veranstaltung konnte jedes Team frei für die Bearbeitung des eigenen Projekts nutzen.
Jedes Team stand vor individuellen Herausforderungen, die es zu meistern galt. Interessant war, dass sich jedes unserer vier Teams für eine qualitative Befragung entschieden hat. Bei der Auswertung der Befragungen hatten dann fast alle die gleichen Schwierigkeiten. Anders als bei z.B. einer quantitativen Umfrage bekommt man keine konkreten Zahlen oder Prozentwerte als Ergebnis. Bei der Auswertung einer qualitativen Befragung geht es vielmehr um das Erkennen von möglichen Themenfeldern und das Einholen unterschiedlichen Meinungen. Es dürfen keine allgemeingültigen Aussagen getätigt werden, da die Ergebnisse nicht repräsentativ sind. Das ist gar nicht so einfach, wenn man es vom Studium gewohnt ist, möglichst konkrete Aussagen und Ableitungen zu treffen.
Bei der Ergebnisauswertung eines Forschungsprojektes muss man fast jeden Satz auf die Goldwaage legen, um keine falschen Schlüsse zuzulassen.
Du bist nicht allein
Durch die Gespräche mit anderen Teams, haben wir gemerkt, dass die Themen inhaltlich zwar unterschiedliche Herausforderungen mit sich brachten, aber grundsätzlich jedes Team ähnliche Schwierigkeiten hatte – klingt zwar blöd, trotzdem war es irgendwie ziemlich beruhigend.
Obwohl die Dozenten uns auf viele Fallstricke vorbereitetet und die Wichtigkeit bestimmter Vorgehensweisen immer wieder verdeutlicht haben, muss man viele Erfahrungen einfach selbst machen. Erst wenn man selbst in der Durchführung ist, versteht man, was die Dozenten am Anfang der Lernagentur mit manchen Hinweisen gemeint haben.
Wir wollen unsere Erfahrungen trotzdem so gut es geht weitergeben und insbesondere unseren Kommilitonen und Kommilitoninnen aus dem sechsten Semester einige Tipps und Tricks für die nahende Bachelorarbeit mit an die Hand geben. Daher haben wir unsere Learnings in einem Dokument gesammelt, aufbereitet und hier zum Download bereitgestellt.
Alles in allem…
… haben wir viel gelernt und unser Wissen über wissenschaftliches Arbeiten in der Praxis und an echten Projekten aufgefrischt und erweitert.
Als wir anfangs in der Lernagentur saßen, stellten wir uns noch einige Fragen, wie “Was gehört alles in ein Exposé?”, “Wie gliedere ich meine Forschungsarbeit richtig?”, “Benötige ich eigentlich immer Hypothesen?” Heute können wir auf diese und weitere Fragen selbstbewusst Antworten geben. Wir waren sicherlich nicht die kreativste Lernagentur in diesem Semester – aber genau deshalb haben wir sie gewählt und wir wurden nicht enttäuscht. Wir schauen zuversichtlich der Bachelor-Thesis entgegen. Und manchmal ist wissenschaftliches Arbeiten gar nicht so „trocken“ wie man denkt. 🙂