Warum ist Usability so wichtig?
Digitale Produkte & Services nutzen wir jeden Tag. Doch was macht gute Usability aus? Und was hat das Wahlpflichtfach “Uselab” damit zu tun?
Ein Beitrag von Kerstin Kramer
Montag, 26. Februar 2018
Onlinekommunikation
Am Anfang eines jeden Semesters steht man als Studierender vor der Qual der Wahl, denn es gilt, Elective zu wählen. Von der Online-PR, über Politische Kommunikation bis hin zu Social- und Crossmedia-Marketing – hier gibt es die breite Masse an Kompetenz. Mein Weg führte mich im 3. Semester in das Wahlpflichtfach “Uselab”. Die direkte Verbindung von Usability und Marketing ist für viele vielleicht nicht direkt offensichtlich. Doch das macht sie nicht minder wichtig.
Um einmal ganz von vorne einzusteigen: Wir alle sind in einem Zeitalter angekommen, in dem die digitale Welt allzeit präsent ist. Das fängt an bei der Online-Suche nach der nächsten Busverbindung. Der Recherche nach einem einfachen Rezept fürs Abendessen mit genau den Zutaten, die noch im Kühlschrank sind. Und endet vielleicht ein paar Stunden später mit Alexa, die dir bitte eine romantische Komödie anschalten soll – welche du eventuell mit der Person guckst, die du ein paar Tage vorher auf einer der mittlerweile unzähligen Dating-Apps nach rechts geswiped hast. Und so verschieden all diese Aktivitäten auch sein mögen, sie alle haben etwas gemeinsam: Denn egal welche Website wir besuchen oder welche App wir aufrufen, werden wir mit dem Thema „Usability“ konfrontiert.
Eine schlechte Website ist das digitale Pendant zu einem unfreundlichen Verkäufer
Usability – das beschreibt die Benutzerfreundlichkeit eines Produktes, eines Systems oder einer Dienstleistung. Denn überall, wo Mensch und Technik aufeinander treffen, ist es wichtig, eine gute Gebrauchstauglichkeit zu gewährleisten. Das Tückische an der Usability? Macht man alles richtig und sorgt damit beim Nutzer für ein positives Nutzungserlebnis, fällt das zumeist erst mal gar nicht auf. Kritisch wird es hingegen erst, wenn die Usability nicht stimmt. Denn eine schlechte Usability sorgt für Frust beim Kunden, dem Gefühl, dass seine Bedürfnisse nicht verstanden werden und schlimmstenfalls dazu, dass ein Produkt nicht mehr genutzt oder gekauft wird. Genau hier kommt spätestens das Marketing ins Spiel, denn Marketing ist kundenorientiert. Marketing weckt und erfüllt Bedürfnisse. Marketing orientiert sich stark am Nutzer und seinen Wünschen. Und genau das macht Usability auch. Denn durch die einfache Nutzung einer Website oder eines Produktes wird der Erfolg gesteigert, es kommt zu weniger Abbrüchen bei der Anwendung und somit werden mehr Conversions generiert.
Von der Theorie zur Praxis in nur einem Semester
Warum die Usability so wichtig ist, wissen wir nun also. Doch was macht Nutzerfreundlichkeit eigentlich aus und wie sorgen wir für ein positives Nutzererlebnis? Genau diese Fragen werden im Wahlpflichtfach “Uselab” beantwortet. So gibt es sieben verschiedene Grundsätze der Dialoggestaltung, nach denen die Usability eines Produktes oder eines Services definiert werden kann. Darunter zählen zum Beispiel die Steuerbarkeit einer Seite (wie gut kann man die Applikation kontrollieren?), die Selbstbeschreibungsfähigkeit (verstehe ich, was in der Applikation passiert und was ich mit ihr machen kann?) oder auch die Individualisierbarkeit (wie sehr kann ich die Applikation anpassen?). Möchte man nun aktuellen Stand erfahren und schauen, wo man in Zukunft bei der Optimierung ansetzen kann, ist ein Soll-Ist-Abgleich wichtig. In diesem Rahmen kann man Usability-Ziele festlegen und Thesen zu möglichen Problemfeldern in der Gebrauchstauglichkeit herausarbeiten.
Um das theoretisch erlernte Wissen direkt anzuwenden, finden im Rahmen des Uselabs im Anschluss Usertests statt, in denen eine Website genauer beleuchtet wird. Dies geschieht, indem innerhalb von Usertests untersucht wird, wie gut die Probanden mit der Website klar kommen. Die Tests werden von den Studierenden selber organisiert, durchgeführt und ausgewertet. Ein riesiger Mehrwert: die Hochschule Darmstadt verfügt über ein eigenes Uselab inklusive Eye-Tracking-Methode, was bedeutet, dass beim Testen der Website auch erfasst wird, welche Elemente die Blicke eines Users auf sich ziehen oder wo er sich in bestimmten Situationen Hilfe erwartet. Außerdem ein echter Pluspunkt: Als eine von wenigen angebotenen Vorlesungen können das Uselab sowohl Studierende der Onlinekommunikation als auch Studierende des Studiengangs Interactive Media Designs belegen. Durch bunt gemischte Lerngruppen innerhalb des Kurses wird hierbei für eine gute Mischung gesorgt, um das beste aus jedem Studiengang innerhalb eines Projektes zu vereinen. Um einen Kommilitonen zu zitieren: „Die Arbeitsweise und den Blickwinkel von einem anderen Studiengang kennenlernen, das ist ein Benefit, das man so nicht oft hat!“
Kurz gesagt, kann ich bei der nächsten Entscheidung für ein Wahlpflichtfach nur jedem ans Herz legen, das Uselab zu besuchen – es lohnt sich.