Onlinekommunikation studieren: Reden wir mal Tacheles! (1)
Studieren? Am besten irgendwas mit Medien? Zwei meiner Kommilitonen im Realtalk, denn Onlinekommunikation ist mehr als ein bisschen Social-Media studieren!
Ein Beitrag von Milena Möller
Mittwoch, 13. Juni 2018
Onlinekommunikation
Ja liebe Menschen, seit mittlerweile vier Jahren besteht unser Studiengang Onlinekommunikation. Immer wieder werden meine Kommilitonen und ich gefragt: “Was genau macht Ihr denn eigentlich wenn Ihr Onlinekommunikation studiert?” Der Kopf meines Gegenüber rattert, während er mir diese Frage stellt, so laut, dass ein alter 3-er Golf dagegen wie ein leises Kätzchen schnurrt. Denn viele Leute bringen mit dem Begriff “Onlinekommunikation”, entweder sehr viel Theorie in Verbindung, oder sie sind der Auffassung, dass wir „etwas Facebook und Instagram studieren“. Wenn ich dann erzähle, was bei uns wirklich so vonstatten geht, wird aus: „Äh, was?“ ganz schnell ein „Ach, ehrlich? – Ist ja richtig cool!”
Um also mal diese ganzen Legenden und Mythen aus der Welt zu schaffen, stelle ich euch in zwei Etappen zwei sympathische Leute aus dem vierten Semester vor, die ich mit Fragen gelöchert habe, um dir einen Eindruck zu verschaffen, was dich bei Onlinekommunikation so erwarten könnte und damit du schon mal „um die Ecke lunsen kannst“, wohin dich „onkomm“ so bringen könnte..
Auf die Plätze fertig los!
Beginnen wir mit Sven Wielandt. Er ist 22 Jahre jung und aktuell Student im vierten Semester des Studiengangs Onlinekommunikation. Im Sommer 2016 wagte er seinen ersten Schritt aus dem heimischen Nest raus, in ein selbstständiges Leben, um in Darmstadt zu studieren.
Sven, wie hast du dein Studium bisher empfunden?
Ich muss schon sagen: Onlinekommunikation sagt mir wirklich zu. Seit dem ersten Tag bin ich von diesem Studiengang überzeugt. Die Modulkombination ist sehr spannend und innovativ. Natürlich läuft nicht alles zu hundert Prozent glatt. Besonders mein häufiger Einsatz des Wortes Prokrastination spricht für sich. Es ist toll, einen Fachbegriff zu haben, mit dem ich meiner eigenen Faulheit etwas mehr Stil verleihen kann. Aber: Das Studium ist für mich nicht nur das reine Absolvieren von Modulen, Kursen, Prüfungen oder wie auch immer. Für mich ist das Studium auch eine Zeit, in der ich mich als Persönlichkeit weiterentwickeln möchte. Dazu gehört aber eben auch das Ding mit der Selbstständigkeit und der Faulheits-Kontrolle. Die Dozenten sind stets verständnisvoll und motivieren die Studenten, mehr aus sich rauszuholen. Bis jetzt bin ich relativ weit gekommen. Nach drei Semestern kann ich jedoch jedem empfehlen: Aufschieben ist böse und vielleicht sogar anstrengender als das kontinuierliche Erledigen von Aufgaben.
Welche Erwartungen hattest du vor dem Studium?
Ehrlich gesagt waren meine Erwartungen an das Studium eher so in die Richtung: „Okay, also studiere ich jetzt – hoffentlich wird das was“. Ich wollte hauptsächlich eine Perspektive. Das Studium sollte mir dabei helfen, Online-Kompetenzen in Marketing und PR zu erlangen. Ich wollte mehr lernen als das, was ich mir selbst beim Posten für meine Band beigebracht habe. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Auf der Autobahn der Entwicklungen sah ich Onlinekommunikation ganz links auf der Spur. Das Gaspedal wurde quasi schon seit der ersten Generation durchgedrückt.
Wurden Deine Erwartungen erfüllt?
Ja. Nein. Mal so, mal so. Ich bin der Meinung, das Studium ist auch nicht allein dafür gemacht, die Erwartungen der Studenten zu erfüllen. Ich meine: Wir sind doch die Studenten? Nicht nur die Dozenten sind für den Studiengang verantwortlich. Jeder Student kann mit Dozenten reden und damit selbst etwas dazu beitragen. Werden Erwartungen an Kurse nicht erfüllt, kann man Dozenten stets Vorschläge oder Denkanstöße geben. Besonders bei einem jungen Studiengang wie Onlinekommunikation ist es wichtig, dass sich die Studenten verstärkt einbringen. Meine Erwartungen, etwas über Online-Themen zu lernen, wurden definitiv erfüllt.
Gab es Enttäuschungen?
Enttäuscht hat mich das Studium bis jetzt gar nicht. Wenn, dann habe ich mich selbst enttäuscht. Ich denke, irgendwie gehört das ja auch dazu.
Inwieweit hat dein Studium dich bis jetzt beeinflusst?
Ich würde sagen, ich achte mittlerweile viel stärker auf die Qualität von Websites, Social Media und allem, was etwas mit Onlinekommunikation zu tun hat. Im Vergleich zum Start des Studiums bin ich mir meines Online-Konsums um einiges bewusster geworden und habe allgemein meine Web-Kompetenzen ausgebaut. Ich glaube auch,, dass mich das Studium um einiges selbstständiger gemacht hat. Ich bin wirklich froh, daheim ausgezogen zu sein.
Du jobbst seit einer Weile bei einem Startup. Wie kamst du zu Swapper?
Im Sommersemester 2017 habe ich in den Ferien mein erstes Praktikum im Bereich Online-Marketing absolviert. Ich war bei der Swapper GmbH (http://swapper.trade), einem Start-Up aus Darmstadt. CEO Joel Monaco, mein Chef, war zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alt und damit zwei Jahre jünger als ich. Es ist wirklich krass, die ersten Erfahrungen in einem so lockeren Unternehmen zu machen. Die sechs Wochen bei Swapper vergingen wie im Flug und ich hatte wirklich das Gefühl, an etwas Gutem mit zu arbeiten. Swapper ist im Endeffekt eine App, mit der man gebrauchte Dinge tauschen kann. Quasi das E-Bay des Tauschens. Das Spannende an der App ist das Matchgame. In Tinder-Manier swiped man sich durch Artikel, die durch eine vorherige Auswahl von Kategorien auf dem Bildschirm erscheinen. Der Matching-Algorithmus hilft dabei, Tauschende zusammen zu führen. In meinem Praktikum durfte ich erste Erfahrungen im Influencer Marketing sammeln, Blogartikel und auch eine Pressemitteilung schreiben und viele Ideen fürs Online-Marketing einbringen. Nachdem das Praktikum so entspannt verlief, wollte ich direkt weiterhin als Werkstudent tätig sein. Jetzt bin ich schon seit einem halben Jahr dabei und habe immer noch Lust darauf.
Wie ist die Arbeit in einem Start-Up?
Start-Ups sind cool – mit „cool“ mein ich „lässig“ – und mit „lässig“ mein’ ich „locker“. Das soll aber keinesfalls heißen, dass man nicht gefordert wird. In Filmen, Serien und Co. wird oft das typische Bild von Arbeit vermittelt: Steile Hierarchien und Chefetagen, in denen über die Köpfe der Angestellten entschieden wird. In einem Start-Up stellt man aber sehr schnell fest, dass es nicht ganz so läuft. Klar, jedes Start-Up ist verschieden und ich kann jetzt auch nicht darüber urteilen, wie die Arbeit in Start-Ups allgemein so aussieht. Für mich und meinen Arbeitsplatz bei Swapper gilt aber ganz klar: Selbstvertrauen und Eigeninteresse ist der Key. Ich war als Praktikant und bin als Werkstudent mit für den Erfolg einer Geschäftsidee verantwortlich. Deshalb war es stets wichtig, dass ich eigene Ideen und Ansätze mit einbringe. Momentan darf ich mich um drei neue Praktikantinnen kümmern, die ebenfalls Onlinekommunikation studieren. Mein Chef ist momentan als Digital Nomad in Südostasien unterwegs und ich bin quasi alleine mit den Praktikanten in Darmstadt. Vor etwa. einem halben Jahr habe ich noch meine ersten Erfahrungen gemacht und auf einmal briefe ich wiederum andere, die nun erste Erfahrungen machen wollen. Sich dabei bewusst zu werden inwiefern man selbst Chef ist und inwiefern klare Anweisungen getroffen werden müssen, ist keine leichte Aufgabe. Auch hier ist der Selbstvertrauen der Schlüssel. Wir haben nun begonnen, uns über Slack auszutauschen um die Kommunikation trotz der sechs-stündigen Zeitverschiebung im Griff zu behalten.
Hat dein Arbeitsplatz dich für die weitere Gewichtung deines Studiums beeinflusst?
Mein Arbeitsplatz hat mir gezeigt, dass ich schon vor dem Studium für manche Aufgaben geeignet gewesen wäre. Das zeigt mir wiederum, wie gut das Studium bereits vorhandene Kompetenzen ergänzt und ausgebaut hat. Ich weiß nun ganz sicher, dass ich Onlinekommunikation mit einer ausgeglichenen Gewichtung zwischen PR, Online Marketing und Corporate Learning absolvieren möchte. Ich weiß nun, mit welcher meiner Fähigkeiten bereits einen Mehrwert für Unternehmen liefern kann und welche Skills ich mir noch vornehmen sollte.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht so genau. Ich sehe mich auf alle Fälle noch ein paar Schritte weiter als jetzt. Ich hatte mir vorgenommen, den Master dran zu hängen und denke auch, dass ich das durchziehen werde. Aber naja … die Zukunft wird zeigen, wo es als nächstes hin geht.
Und in der nächsten Folge dieses Zweiteilers stelle ich Euch Helin Yalcin vor. Sie betreibt einen eigenen Blog und wird euch Ihre Arbeit skizzieren und ein paar Tips und Kniffe an die Hand geben. Ansonsten danke fürs reinschauen, ich hoffe wir lesen uns demnächst!