“Internetsucht ist nicht schlecht” – Wer studiert Onlinekommunikation und warum? Teil I
Wirtschaft, Technik, Kreatives. Für Studierende ist dieser Mix im Studiengang Onlinekommunikation besonders spannend. Drei Interviews zu ersten Erfahrungen.
Ein Beitrag von Sonja Nowack und Franziska Bittel
Dienstag, 16. Dezember 2014
Onlinekommunikation
Vor knapp drei Monaten startete der Studiengang Onlinekommunikation neu am Mediencampus in Dieburg. Wir haben drei Studierende der ersten Stunde gefragt, warum sie sich für diesen neuen Studiengang entschieden haben und welche Voraussetzungen man für Onlinekommunikation haben sollte.
Wie war deine erste Woche im neuen Studiengang Onlinekommunikation?
Johanna*: Die erste Woche war sehr chaotisch, weil wir keine richtige Einführung hatten, wir hatten zum Beispiel keine Campus-Rallye. Trotzdem habe ich mich sofort aufgenommen gefühlt, obwohl ich das Ganze schon mal erlebt habe. Es hat sich schon sehr schnell eine Gruppendynamik gebildet.
Leon: Die Einführungswoche war für mich insgesamt einfach super. Ich habe jetzt schon zwei Einführungswochen gehabt, weil ich bereits zwei Studiengänge angefangen habe zu studieren. Klar, am Anfang war es etwas chaotisch, das zieht sich jetzt so ein bisschen durch die ersten Wochen, dass man halt nicht genau weiß, was auf einen zukommt. Aber ich habe gleich gemerkt, dass die Menschen mit denen wir das hier machen, die Kommilitonen, unbeschreiblich geil sind. Wir sind richtig auf einer Wellenlänge. Man merkt, wir haben die selben Interessen, man kann mit den Kommilitonen ordentlich reden.
Saskia: Also die erste Woche war erst Mal anstrengend, obwohl wir relativ wenige Veranstaltungen hatten. Wir haben uns erst mal ein bisschen kennen gelernt und mit den Dozenten abgesprochen und einen Plan bekommen wie es jetzt so läuft im Studium. Aber die erste Woche war auch ein bisschen überfordernd, weil man viel Neues mitbekommen hat und sich mit Vielem erst mal arrangieren musste. Auch mit den neuen Leuten und mit dem Ablauf an der Hochschule. Aber es war trotzdem interessant und schön aufgebaut.
Warum hast du dich für den Studiengang Onlinekommunikation entschieden?
Johanna*: Ich habe von Onlinejournalismus zum Studiengang Onlinekommunikation gewechselt. Ich hab mich einfach nicht als die Journalistin gesehen. Nach dem Grundstudium kann man ja vertiefen, entweder PR oder Journalismus, jedenfalls war das noch beim alten Onlinejournalismus-Studiengang so, und es war mir einfach zu viel Journalismus. Ich habe damit eigentlich nichts anfangen können. Es ist mir schwergefallen, morgens aufzustehen. Es hat einfach nicht zu mir gepasst. Daher musste eine Veränderung her.
Saskia: Ich habe gegoogelt und da bin ich dann auf onkomm gestoßen. Mir hat gut gefallen, dass es einen wirtschaftlichen Teil gibt, einen technischen Teil, weil ich Technik eigentlich relativ gern mag und trotzdem ein bisschen Kreativität dabei ist. Außerdem wollte ich in Darmstadt studieren und habe auch viel Gutes vom Mediencampus gehört.
Mit welchen Erwartungen bist du gestartet?
Johanna*: Dadurch, dass ich so unglücklich war mit meinem vorherigen Studiengang, hatte ich fast gar keine Erwartungen. Aber der Modulplan hat mich extrem neugierig gemacht, weil er sich vorwärtsdenkend angehört hat. Bei Onlinekommunikation kann man vertiefen in Online-PR, Online-Marketing und Corporate Learning und auch unsere Fächer sind sehr auf die neue Zeit angepasst. Es waren daher gemischte Gefühle, einerseits dachte ich mir, es kann nur besser werden, andererseits war ich auch gespannt, was mich da jetzt erwartet.
Saskia: Relativ wenige, also ich habe mich beworben, ohne überhaupt damit zu rechnen, angenommen zu werden. Ich hatte jetzt kein gutes Abi mit 2,7. Es klang für mich relativ interessant, weil es ja teilweise einen journalistischen Aspekt hat, dadurch dass wir eben Social Media machen und lernen, wie man für die PR schreibt und wie man Pressekonferenzen ausrichtet. Aber es gibt eben auch einen technischen Teil, was ich sinnvoll finde. Ich kann dann zum Beispiel ein bisschen mit dem Computer umgehen, vielleicht eine Website gestalten und ein bisschen Coding. Und deswegen habe ich mich im Endeffekt dafür entschieden. Das sind auch meine Erwartungen an das Studium.
Haben sich deine Erwartungen erfüllt?
Leon: Ja, meine Erwartungen sind eigentlich sogar übertroffen worden. Ich bin in jedem Bereich überrascht, was alles noch dazu kommt und was uns geboten wird und wie groß die Vielfalt ist. Ich nehme das gerne und sauge das momentan alles auf.
Saskia: Meine Erwartungen haben sich erfüllt. Wir haben einen kreativen Part und einen technischen Part, das auf jeden Fall. Es ist teilweise ein bisschen anders, als ich es mir vorgestellt habe – nicht unbedingt schlechter, aber anders. Beispielsweise haben wir in Multimedia viele Physikansätze. Physik war in der Schule schon nicht so mein Lieblingsfach. Und überrascht war ich auch vom BWL-Teil. Aber ansonsten ist es so, wie ich es mir vorgestellt habe.
Gab es Enttäuschungen?
Johanna*: Eigentlich nicht, was mich nur sehr erstaunt hat, ist, dass wir so viele sind. Wir sind 84 und das hat mich schon im ersten Moment sehr überrascht.
Leon: Ja, die Organisation und Koordination war am Anfang ein bisschen schwierig. Es ist ja das erste Mal, dass der Studiengang stattfindet. Für uns fühlte es sich so an, als ob die Professoren nicht wussten, was genau Sache ist, wann was fertig sein muss, wie es gemacht werden muss, wie die richtige Form ist. Ich denke mal, das wird sich nächstes Semester geben für die neuen Erstsemester.
Saskia: Anfangs gab es teilweise keine klaren Deadlines und das war dann etwas unorganisiert und stressig. Ansonsten ist bisher alles ganz gut verlaufen, vom Stoff her und vom Aufbau des Studiums.
Würdest du den Studiengang weiterempfehlen und wenn ja, für wen?
Johanna*: Ja, ich würde ihn auf jeden Fall weiterempfehlen, für die Leute, die sich im Netz wohlfühlen und sich auch in dem Bereich für die Zukunft was vorstellen können. Unser Studiengang ist als Bachelor-Studiengang einzigartig. Man kann spezifisch seinem Berufswunsch nachgehen und dennoch sehr differenzieren, weil wir diese drei Vertiefungen haben.
Leon: Ja, ich würde ihn auf jeden Fall empfehlen. Leute, die sich gerne ausdrücken, sind hier richtig, ob es jetzt schriftlich oder mündlich ist, man muss einen gewissen Elan dafür haben. Außerdem sollte man auch, weil es ja ONLINEkommuniaktion heißt, relativ gut mit dem Internet umgehen können, also nicht nur googeln können. Auch für mich war vieles neu. Twitter habe ich vorher nur so ein bisschen benutzt, aber man findet sich da sehr schnell rein, wenn man vorher schon eine Affinität dafür hat.
Saskia: Empfehlen ist schwierig, weil ich denke, es wird sich noch viel verändern nach unserem ersten Semester. So, wie er jetzt bei mir ist, empfehle ich ihn schon. Geeignet ist der Studiengang für Leute, die ein bisschen Technik-und Mathe-interessiert sind, die sich gern öffentlich darstellen und von anderen Leuten bewerten lassen und die auch ein bisschen Lust an Kreativität haben.
Welche Voraussetzungen braucht man deiner Meinung nach für den Studiengang?
Johanna*: Man sollte sich schon mal mit dem Internet beziehungsweise seinen Funktionen auseinandergesetzt haben und einfach ein Interesse dafür mitbringen. Und ansonsten sollte man Spaß am Internet haben, am Lernen und an Gruppenarbeiten.
Leon: Ja, Internetsucht ist glaube ich nicht schlecht. Das ist bei uns momentan echt krass, wie viel wir twittern und über Instagram oder Facebook kommunizieren. Das macht auch ziemlich viel Spaß. Ein bisschen Selbstorganisation ist für jeden Studiengang wichtig, das hat jetzt nichts speziell mit onkomm zu tun. Und journalistisches Interesse ist, auch wenn es nicht der Journalismusstudiengang ist, nicht schlecht. Man sollte auf dem Laufenden sein, was in der Medienwelt passiert. Generell glaube ich, dass es in den nächsten Semestern wichtiger wird, dass man sich so ein bisschen selbst fortbildet und sein Allgemeinwissen erweitert.
*Name auf Anfrage pseudonymisiert, Bild entfernt (Steven Wolf, 05.05.2020)