Face-to-Face mit der Arbeitswelt
Onkomm-Drittsemester treffen in der PR-Lernagentur erstmals auf ihre Auftraggeber. Im Interview geben sie Tipps zu Briefingvorbereitungen und Aufregung.
Ein Beitrag von Noemi Drabant Pérez
Donnerstag, 30. November 2017
Onlinekommunikation
Mittwoch, 14 Uhr am Mediencampus der Hochschule Darmstadt: Das Handy klingelt. Es wird still im Raum. Martin Oehl, einer der Geschäftsführer der Klug & Engelhard Steuerberatung, ist am Telefon. Während er vom Parkplatz abgeholt wird, warten in Raum F16/124 14 aufgeregte Onlinekommunikations-Studierende auf ihre erste Begegnung mit ihrem Auftraggber. Neben Martin Oehl hat sich Dr. Andreas Klug angekündigt, welcher in zweiter Familiengeneration ebenfalls das Beratungsunternehmen führt. Der Tisch ist für das Briefing leer geräumt, Getränke fein säuberlich aufgestellt und alle sitzen gespannt auf ihren Plätzen. Die Tür geht auf und es geht los.
Im dritten Semester kommt auf alle Onkommler etwas besonders Spannendes zu. Zum ersten Mal haben Sie die Chance, mit realen Auftraggebern zusammenzuarbeiten. Anfang des Semesters durften sie zwischen mehreren Lernagenturen mit den Schwerpunkten Marketing, PR oder Corporate Learning wählen, welche zum Ziel haben, die Studenten an das praktische Arbeiten heranzuführen und Einblicke in die Arbeitswelt zu geben. Wir waren beim ersten Briefing der PR Lernagentur unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Thomas Pleil dabei, die sich in diesem Semester u.a. mit dem Employer Branding der Wirtschaftsprüfer- und Steuerberatergesellschaft Klug & Engelhard GmbH beschäftigt.
Klug & Engelhard ist ein inhabergeführtes Unternehmen mit Sitz in Kriftel, das bisher zu den mittelgroßen Anbietern in seinem Markt zählt. Allerdings ist es in den letzten Monaten stark gewachsen. Während es immer mehr Kunden dazu gewinnt, fällt es dem Unternehmen zunehmend schwerer, neue Mitarbeiter zu finden. „Im Umkreis von Frankfurt gibt es sehr viele Wirtschaftsprüfer. Arbeitnehmer wollen meist erst in die großen Unternehmen und wissen dann oft nicht einmal, dass es Klug & Engelhard gibt.“, sagt Andreas Klug. Er möchte auf sein Unternehmen aufmerksam machen und sich so auch als Arbeitgebermarke etablieren. Und dabei sollen die Onlinekommunikations-Studierenden helfen. Um potentielle Mitarbeiter anzusprechen, muss ein neuer, zeitgemäßen Außenauftritt her. Und wer ist für die Entwicklung eines solchen Konzeptes besser geeignet, als die Studierenden, die Instagram, Facebook und Co als Tagesgeschäft ansehen.
Für viele der Lernagentur-Teilnehmer ist es der erste Kundenkontakt dieser Art. Aufregung ist deshalb vorprogrammiert. Das Kundengespräch wird von zwei Studentinnen geführt. Die Kommilitonen und Kommilitoninnen haben dafür Kerstin Wilhelm und Annkathrin Clemens ausgewählt. Kerstin hat schon einige Berufserfahrung in der Branche und kannte Klug & Engelhard daher bereits. Sie war es auch, die den Kontakt zwischen dem Wirtschaftsprüfer-Unternehmen und der Hochschule hergestellt hat. Bisher war sie aber auf der anderen Seite tätig, nun auf der Agenturseite zu stehen, ist auch für sie neu. Ann hat dagegen noch nicht viel Praxiserfahrung. Zwar hat sie durch Praktika und einige Jobs bereits mit Kunden gearbeitet, aber ein intensives Gespräch, geschweige denn ein Briefing, das sie führen muss, hatte sie noch nicht. Wir haben beide Studentinnen nach ihrem ersten Kundengespräch gesprochen.
Noemi: Wie hast du dich persönlich auf das Briefing vorbereitet?
Ann: Zuerst habe ich mir die Internetseite des Unternehmens und alle Informationen, die uns zugeschickt wurden, genau angeschaut. Dann habe ich mit Kerstin zusammen die Fragen für das Gespräch ausgearbeitet und eine Art Leitfaden erstellt, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Noemi: Worauf habt ihr dabei besonders geachtet?
Ann: Wir haben die Fragestellungen bewusst besonders offen formuliert, damit der Kunde möglichst viel von sich aus erzählen kann. Dadurch wollten wir auch eine möglichst offene Atmosphäre entstehen lassen. Wichtig war uns dabei, uns auf Augenhöhe zu präsentieren und als Kommunikationsspezialisten aufzutreten.
Noemi: Warst du vor dem Gespräch aufgeregt?
Ann: Ja, ich war schon aufgeregt. Ich weiß zwar, dass ich in solchen Gesprächen eigentlich ganz gut bin, aber ein bisschen Aufregung ist immer dabei. Vor allem wenn man das Ganze zum ersten Mal macht und auch die Kunden nicht kennt. Aber es war für mich eher eine Art positive Nervosität, die auch die Konzentration in einer gewissen Weise steigert.
Noemi: Rückblickend, wie war die ganze Sache dann für dich? Was hast du daraus gelernt oder mitgenommen?
Ann: Letzten Endes haben wir uns glaube ich mehr Stress gemacht, als wir gemusst hätten, weil Klug & Engelhard schon sehr gut vorbereitet waren und schon sehr genau wussten, was sie uns mitteilen wollten. Gelernt habe ich, dass es wichtig ist auch mal genauer nachzufragen und hinter die Fassade zu schauen.
Noemi: Wenn du unseren neuen Erstis nur einen einzigen Tipp für ihren ersten Kundenkontakt geben könntest, welcher wäre das?
Ann: Offenheit ist einfach wichtig, genau so wie freundlich auf die Kunden zuzugehen. Im Endeffekt wissen sie ja auch, dass wir Studenten sind. Die Kunden freuen sich und sind dankbar für Ideen, genau deswegen arbeiten sie ja mit uns zusammen. Das kann man eigentlich auch als eigene Stärke sehen und muss sich deshalb auch gar nicht so viel Stress machen.
Noemi: Das war ein schöner Abschluss, vielen Dank für deine Zeit.
Noemi: Du hast ja jetzt schon ein bisschen Berufserfahrung und in dem Zusammenhang auch ein paar Briefings, wenn auch von der anderen Seite, kennengelernt. Würdest du sagen, unsere Situation war praxisnah?
Kerstin: Ja. Ich habe zwar noch nie mit richtig großen Agenturen zusammengearbeitet, aber bei kleineren war das auf jeden Fall realistisch. Da geht es nämlich oft nicht sofort in die großen Strategien, sondern eher erstmal an das aktive Arbeiten.
Noemi: Wie hast du dich persönlich auf das Briefing vorbereitet?
Kerstin: Ich habe mich natürlich erstmal gründlich über Klug & Engelhard informiert. Ich kannte das Unternehmen ja bereits und habe dementsprechend auch schon einige Gespräche mit der Geschäftsleitung geführt.
Noemi: Was war dir bei der Vorbereitung besonders wichtig?
Kerstin: Zum einen natürlich, dass ich inhaltlich gut vorbereitet bin. Also, dass ich weiß was ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen oder eine Steuerberatung ausmacht oder was der Job eines Wirtschaftsprüfers ist. Zu diesen Themen wusste ich allerdings schon ein bisschen etwas, da ich früher auch bei Banken gearbeitet habe. Deswegen sind auch geschäftliche Gespräche nichts neues für mich.
Noemi: Worauf muss man denn in solchen Geschäftsgesprächen achten?
Kerstin: Eine gewisse Distanz ist wichtig und natürlich ein professionelles Auftreten. Ein freundlicher und respektvoller Umgang versteht sich glaube ich von selbst.
Noemi: Warst du denn vorher trotzdem ein bisschen aufgeregt?
Kerstin: Ja, natürlich war ich aufgeregt. Ich arbeite ja jetzt nicht mehr für mich alleine, sondern für und mit einem Team beziehungsweise einer Lernagentur, aus der wir ja auch alle etwas mitnehmen wollen. Aber im Nachhinein betrachtet ist uns das glaube ich auch gelungen. Es war wirklich ein tolles Gespräch.
Noemi: Nochmal zum Abschluss: Wenn du den Erstis nur einen einzigen Tipp für ihr erstes Kundengespräch geben könntest, welcher wäre das?
Kerstin: Sie sollten sich vorher intensiv mit dem Markt und dem Unternehmen des Kunden beschäftigen. Danach sollten sie versuchen, sich in den Kunden hineinzuversetzen und dessen Problem zu erforschen.
Noemi: Vielen Dank für deine Eindrücke.
Wie man sieht, ist der ganze Trubel und die Angst um den ersten echten Kundenkontakt gar nicht nötig. Klar ist es wichtig, konzentriert, ernsthaft und seriös an die Sache heranzugehen, aber ein bisschen Aufregung darf immer dabei sein. Sie ist sogar positiv, da sie die Aufmerksamkeit steigert. Also an alle Erstis, die jetzt schon Bammel haben, lernt von den älteren Semestern, freut euch auf praktische Erfahrungen und stay cool.