#CrisisAhead: Einmal wie ein Krisenmanager fühlen
Die nächste Krise kommt bestimmt: Bei der Crisis Communication School berichteten Experten aus der Krisenkommunikation, worauf es im Ernstfall ankommt.
Ein Beitrag von Tobias Lübke, Christoph Rüppel
Dienstag, 5. Juli 2016
Onlinekommunikation
Wenn bei dem größten Chemiekonzern der Welt ein Unfall passiert, lautet die Devise: Schnell und vor allem transparent berichten. Innerhalb einer halben Stunde nach dem Zwischenfall werden die ersten Informationen an Presse und Öffentlichkeit herausgegeben. Besteht eine Gefahrensituation für die Bevölkerung? Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden eingeleitet? Und vor allen Dingen: Was ist überhaupt geschehen?
Die Lehrenden des PR-Schwerpunkts im Studiengang Onlinekommunikation und das ikum hatten hohe Gäste geladen: Einblicke in die Krisenkommunikation bei der BASF gewährten Jennifer Moore-Braun, Director Media Relations, und Sabrina van der Pütten, Media Relations. Um nachvollziehen zu können, wie es sich anfühlt, unter Zeitdruck zu kommunizieren, hatten die Studierenden die Möglichkeit, am Workshop der ersten Crisis Communication School teilzunehmen. Während einige Teilnehmenden die Rolle der Krisenkommunikatoren übernahmen, schlüpften die übrigen in die Rolle der Journalisten. Namentlich: Eine Ludwigshafener Lokalzeitung und die BILD-Nachrichtenredaktion.
Auf Grundlage eines fiktiven Zwischenfalls innerhalb der BASF-Werke mussten nun innerhalb weniger Minuten die ersten Informationen für eine Pressemitteilung erarbeitet werden. Die Redaktionsteams hatten die Aufgabe, so viele Details wie möglich von den PR-Verantwortlichen zu erhalten. Dass das Team der BILD dabei auf unlautere Methoden zurückgriff, sollte niemanden überraschen. Fakten wurden zugespitzt, die Gefahr für Mensch und Natur dramatisiert. Besonderen Spaß hatten die Studierenden daran, den Kommilitonen ihre Aussagen im Munde herumzudrehen und in einer reißerischen Headline “BASF bestätigt: Schwarz-giftige Wolkenwand über Ludwigshafen” zu präsentieren. In der Realität würde dies selbst die BILD-Zeitung nicht so übertrieben darstellen, aber die Teilnehmenden sollten schließlich von der Presse unter Druck gesetzt werden.
Anschließend wurden die Ergebnisse im Plenum analysiert und Tipps für eine erfolgreiche Krisenkommunikation gegeben. Der Tipp der Experten: Wenn es keine gesicherten Informationen gibt, sollten auf keinen Fall eigenständig Schlüsse gezogen werden, um die Journalisten zufriedenzustellen. In der operativen Hektik darf nicht der Blick aufs große Ganze verloren werden. Unüberlegt geteilte Informationen können sich über schlecht recherchierte Eilmeldungen rasend schnell verbreiten – Shitstorm-Potenzial ist dabei vorprogrammiert. Denn eines wurde bei dem mehrstündigen Workshop der PR-Studierenden schnell klar: Schnelle Berichterstattung ist im Online-Journalismus ein Garant für viele Klicks. Und da bleibt die Zeit zur ausführlichen Recherche bekanntlich häufig auf der Strecke.